Lampenfieber als Moderator? Mein Trick: Einfach "Hallo" dazu sagen

Mein erstes Lampenfieber war eher erhöhte Temperatur: 37,2°

Man könnte sagen, ich habe meine Moderationskarriere im zarten Alter von elf Jahren gestartet. Nicht, weil ich irgendeinen großen Plan hatte, sondern eher, weil wir damals in der Schule bei einer Elternveranstaltung gnadenlos aufgefordert wurden: "Kinder, tragt gefälligst was bei!" Nun gut, dachte ich, wenn schon, denn schon. Dalli Dalli mit Hans Rosenthal war damals Kult, also warum nicht? Ich packte die Eltern in ein Quiz, scheuchte sie durch die Fragerunden und fühlte mich fast wie im Fernsehen. Nervös war ich natürlich. Ich hatte keine Ahnung, was Lampenfieber ist, aber mein Herz wusste es offenbar schon sehr genau. Trotzdem: Kaum war ich auf der Bühne (naja, es war ein mittelgroßer Gruppenraum), lief es plötzlich wie von allein. Ich war voll drin und hatte einfach nur Spaß. Rückblickend kann ich sagen, das war mein erster richtiger Kick.


Im Zivildienst wurde es wärmer: 37,5°

Dann kam der Zivildienst als Pfleger im Altenheim. Und ganz ehrlich, das war auch immer ein Fest für meinen inneren Entertainer. Geburtstage von Kolleginnen? Ich habe die Songs umgetextet, als gäbe es kein Morgen. Jemand ging in den Ruhestand? Zack, Gedicht aus der Feder, Mikrofon in die Hand und los ging’s. Wir haben Shows für die Bewohner im Altenheim auf die Beine gestellt, Sketche gespielt, moderiert, gesungen,manchmal Halb-Playback, manchmal halb schief, aber immer mit ganzem Herzen. Lampenfieber? Klar, ein bisschen. So ein kleines Kitzeln im Bauch, das sich eher anfühlte wie: "Na los, das Publikum freut sich schon!" Schließlich war es ein Heimspiel, man kannte sich. Selbst beim Sommerfest mit Angehörigen blieb alles schön familiär.


Die erster große Show-Moderation: 41,0°

Doch dann, dann kam sie. Die Show der Shows. Mein persönliches Moderations-Mammutprojekt: Die „glamouröse Glittershow“ auf einem Fest der Aidshilfe. Mitte der 1990er war das (also vor 30 Jahren!), und ich hatte die glorreiche Idee, nicht nur eine Show zu machen, sondern gleich ein ganzes Spektakel. Gastgruppen wurden eingeladen, eigene Nummern, Moderation natürlich auch. Alles selbst ausgedacht, alles selbst organisiert. Anfangs war ich Feuer und Flamme. Und dann? Wurde ich butterweich, fast krank. Tage vorher schon. Ich habe mich ernsthaft gefragt, ob es noch rechtzeitig einen geheimen Fluchttunnel aus der Location (damals die KHG in Bielefeld) geben könnte. Oder ob ich mich vielleicht ganz einfach unter einem Tisch verstecken kann, bis alles vorbei ist.


Kurz vor der Show saß ich in der Sekt-Bar, eigentlich um mich zu beruhigen, aber dann haben wir lieber noch hektisch Texte zusammengezimmert und umgeschrieben. Es half nichts. Ich war ein Nervenbündel. So sehr, dass ich mir sicher war: Das Publikum wird entweder gähnen, buhen oder gleich beides. Aber dann passierte etwas Magisches. Ich trat raus, das Scheinwerferlicht knallte mir ins Gesicht, und der Saal tobte. Die Leute waren grandios. Sie haben jeden Gag gefeiert, jede Pointe aufgesogen, als wäre sie das Highlight des Abends. Die Auftritte, vor allem auch die der anderen Mitwirkenden funktionierten gut, waren abwechslungsreich und Innerhalb weniger Minuten war mein Mut zurück, als hätte jemand den inneren Entertainer-Knopf wieder auf „ON“ gedreht. Ich spürte: Genau hier gehöre ich hin.


Und mein Lampenfieber heute?

Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Auch nach Jahren vor Publikum als Moderator oder Sänger habe ich immer noch Lampenfieber. Immer. Und wissen Sie was? Es wird nicht weniger. Aber ich lerne, immer besser damit umzugehen. Der Schlüssel? Lampenfieber ist keine Angst, sondern pure Energie. Das Problem ist nur: Unser Kopf baut aus diesem Hochspannungszustand gerne eine "Pleiten-Pech-und-Pannen-Show". Dabei müssen wir das gar nicht. Mein Tipp: Einfach mal freundlich "Hallo" zum Lampenfieber sagen. Es ist da, also nehmen wir es an.


Lampenfieber ist Ihr Freund (auch wenn es sich wie ein Saboteur anfühlt)

Viele Kollegen sagen: "Ich habe Angst, dass das Lampenfieber irgendwann wegbleibt! Dann kann ich nicht mehr auftreten!" Dieses "Egal-Gefühl" kennen Sie vielleicht von Routineaufgaben. Aber machen Sie sich keine Sorgen: Solange Ihnen Ihr Auftritt wichtig ist, bleibt das Kribbeln. Und das ist gut so!


Warum Sie das Lampenfieber nie loswerden (und warum das okay ist)

  • Es ist reine Energie. Ihr Körper ist bereit für Höchstleistung.
  • Es zeigt, dass Sie sich kümmern. Nur wer nichts gibt, hat keine Aufregung.
  • Sie entscheiden, was daraus wird. Aus "Oh nein, ich zittere!" wird "Super, ich bin voller Power!"


Mein persönlicher Umgang mit Lampenfieber: Nicht bekämpfen, umarmen

Früher dachte ich: "Irgendwann wird das schon verschwinden." Heute weiß ich: Es bleibt. Aber ich habe gelernt, damit zu arbeiten statt dagegen.


Meine drei Sofort-Strategien:

  • "Ach, du bist wieder da!" Begrüßen Sie das Lampenfieber wie einen alten Freund. Nicht wegschieben, sondern anerkennen.
  • Energie umlenken: Zittern Sie? Machen Sie eine kleine Bewegung (z. B. bewusst die Hand öffnen und schließen). So wird die Energie "genutzt".
  • Lächeln, auch wenn’s schwerfällt: Ihr Gehirn denkt dann: "Aha, wir sind aufgeregt, aber freuen uns!"


Fazit: Lampenfieber ist Ihr Co-Moderator

Es wird Sie immer begleiten, aber es muss kein Gegner sein. Je öfter Sie sagen: "Okay, da bist du. Dann machen wir jetzt einfach gemeinsam einen guten Auftritt", desto leichter wird es. Und wissen Sie was? Das Publikum merkt gar nicht, dass Sie aufgeregt sind. Es sieht nur Ihre Leidenschaft.


Also: Atmen Sie durch. Ihr Lampenfieber ist kein Störfall, sondern Ihr Antrieb.

Und Sie? Wie begrüßen Sie Ihr Lampenfieber? Schreiben Sie’s mir gern. Ich lese das jedes Mal mit einem Lächeln. Und vielleicht sogar mit ein bisschen… na, Sie wissen schon. ;)

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