Trauzeugen: Braucht man sie wirklich oder sind sie überflüssig?

Einleitung: Die Tradition der Trauzeugen

Früher waren Trauzeugen unverzichtbar. Sie waren nicht nur Zeugen der Eheschließung, sondern auch moralische Unterstützer und manchmal sogar rechtliche Garanten. Doch heute, in einer Zeit, in der Hochzeiten immer individueller werden, stellen sich viele Paare die Frage: Brauchen wir überhaupt Trauzeugen? Oder ist das nur ein überholtes Relikt aus vergangenen Zeiten?


Ich habe mir Gedanken gemacht, wofür Trauzeugen wirklich gut sind und wann Sie vielleicht sogar besser ohne sie auskommen. Aus meiner langen Praxis als freier Trauredner und Hochzeitsdienstleister sowie meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen: Oft ist sowohl dem Brautpaar als auch den Trauzeugen vollkommen unklar, was ihre Aufgaben und ihr eigentlicher Sinn sind. Deshalb ist es immens wichtig, das vorher genauestens zu besprechen!

Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, was zu Ihrer Traumhochzeit passt.

Warum gab es überhaupt Trauzeugen?

Bevor wir die Frage nach der Notwendigkeit klären, lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit. Früher hatten Trauzeugen ganz praktische Aufgaben:


  • Rechtliche Absicherung: Sie bestätigten, dass die Ehe freiwillig geschlossen wurde, besonders wichtig, als Zwangsehen (in Deutschland) noch ein Thema waren.
  • Moralische Unterstützung: Sie standen dem Brautpaar zur Seite, gaben Ratschläge und waren oft enge Vertraute.
  • Organisatorische Hilfe: Von der Planung bis zum Hochzeitstag selbst halfen sie mit, wo es nur ging.

Heute sind viele dieser Funktionen nicht mehr zwingend notwendig. Standesämter und Kirchen verlangen zwar oft noch Trauzeugen, aber ihre Rolle hat sich gewandelt.

Moderne Trauzeugen: Emotionaler Rückhalt statt Pflichtaufgabe

Wenn Sie heute Trauzeugen benennen, geht es weniger um Formalitäten als um Emotionen. Hier sind die Gründe, warum sie trotzdem eine schöne Idee sein können:

1. Sie sind Ihre engsten Vertrauten

Ihre Trauzeugen sind die Menschen, die Sie am besten kennen, sei es Ihr bester Freund, Ihre Schwester oder eine langjährige Weggefährtin. Sie stehen symbolisch für die Verbindung, die Sie in Ihre Ehe mitbringen.

2. Sie entlasten Sie bei der Hochzeitsplanung

Ein guter Trauzeuge springt ein, wenn Sie Hilfe brauchen, ob beim Aussuchen der Menükarte, beim Organisieren des Junggesellenabschieds oder einfach als seelische Stütze in stressigen Phasen.

3. Sie machen den Tag unvergesslich

Ob mit einer lustigen Rede, einem persönlichen Toast oder einfach durch ihre Anwesenheit, Trauzeugen tragen dazu bei, dass Ihr Hochzeitstag noch besonderer wird.


Doch Vorsicht: Aus meiner Erfahrung heraus ist es entscheidend, dass Sie Ihre Trauzeugen als Brautpaar nicht überfordern und genau klären, was Sie sich wünschen. Zeigen Sie Dankbarkeit, nicht nur mit Worten, sondern auch mit kleinen Gesten wie Blumen oder einer Einladung zum Essen nach der Feier. Oft übersieht man, wie viel Arbeit und Engagement hinter den Kulissen steckt. Das gilt übrigens auch für die Organisation des Junggesellen/Junggesellinnen-Abschieds. Wurde mir neulich noch erzählt: Nach dem Junggesellinnenabschied war die beste Freundin Geschichte :-(

Wann sind Trauzeugen überflüssig?

Nicht jedes Paar braucht Trauzeugen. In diesen Fällen können Sie getrost darauf verzichten:


1. Sie heiraten ganz klein und intim

Bei einer Hochzeit zu zweit oder im allerengsten Kreis sind Trauzeugen oft nicht nötig. Wenn Sie ohnehin nur Ihre Eltern oder zwei Freunde dabei haben, erübrigt sich die Frage.

2. Sie wollen keine zusätzlichen Erwartungen

Manchmal bedeutet die Ernennung eines Trauzeugen auch Druck, auf ihn selbst ("Muss ich jetzt eine perfekte Rede halten?") und auf Sie ("Warum habe ich gerade den und nicht den anderen gefragt?"). Wenn Sie das stresst, lassen Sie es einfach weg.

3. Die rechtliche Pflicht entfällt

In einigen Ländern oder bei bestimmten Trauungsformen sind Trauzeugen nicht mehr vorgeschrieben. In Deutschland brauchen Sie bei der Standesamtlichen Trauung und bei der Evangelischen Trauung keine Trauzeugen mehr. Sie sind optional. Bei der katholischen Kirche brauchen sie mindestens zwei Trauzeugen. Informieren Sie sich einfach beim Standesamt oder Ihrer Gemeinde. Aber bedenken Sie: Hier geht es im Grunde nur um anwesende Menschen, die eine Unterschrift leisten müssen. Mehr erst mal nicht.


Wichtige Hinweise für Brautpaare und Trauzeugen

Als Trauredner und Hochzeitsplaner habe ich schon viele Situationen erlebt, in denen unklare Erwartungen zu Enttäuschungen führten. Deshalb hier meine dringenden Ratschläge:


Für das Brautpaar:

  • Klären Sie vorab genau, welche Aufgaben Ihre Trauzeugen übernehmen sollen.
  • Überfordern Sie sie nicht. Ein Trauzeuge ist kein Hochzeitsplaner!
  • Zeigen Sie Dankbarkeit, nicht nur mit Worten.

Für Trauzeugen:

  • Es ist schmeichelnd, gefragt worden zu sein, aber überlegen Sie genau, was Sie leisten können oder wollen. Bleiben Sie kritisch. Wägen Sie gut ab.
  • Kommunizieren Sie offen, wo Ihre Grenzen liegen. Sie sind auch Gast und sollen den Tag genießen.
  • Übernehmen Sie keine Aufgaben, die eigentlich Profis erledigen sollten.

Ein Trauzeuge ist kein Ersatz für einen Hochzeitsdienstleister. Ich kenne einige ehemalige Trauzeugen (inklusive mir), die sagen: "Mache ich nie wieder." Warum? Weil sie überfordert wurden, etwa mit der Organisation der freien Trauung oder der Rede. Oder einfach zu viele Aufgaben zu erledigen hatten und sich hinterher vielleicht sogar ein wenig ausgenutzt gefühlt haben. Weil das möglicherweise dann auch nicht genügend gewertschätzt wurde. Das sind manchmal eben doch Mammutaufgaben, die sonst Profis übernehmen. Bitten Sie Freunde nicht um solche Gefallen, nur um Geld zu sparen. Das kann langfristig Freundschaften belasten, wenn nicht sogar beenden.

Fazit: Es kommt ganz auf Sie an!

Ob Trauzeugen nötig oder überflüssig sind, hängt allein von Ihnen ab. Wollen Sie die Tradition bewahren und Ihre Lieblingsmenschen in diese besondere Rolle einbinden? Oder bevorzugen Sie eine unkomplizierte Hochzeit ohne zusätzliche Verpflichtungen?


Ich finde: Es gibt kein Richtig oder Falsch. Die schönste Hochzeit ist die, die zu Ihnen passt, mit oder ohne Trauzeugen.

Und wenn Sie unsicher sind, lassen Sie es einfach weg. Es wird niemand vermissen und Sie umschiffen gleichzeitig ein paar Fettnäpfchen. Und: Nicht jeder eigenet sich als Trauzeuge, beste Freundin hin oder her.


Ich habe in meiner langjährigen Laufbahn als Hochzeitsdienstleister viele Trauzeugen erlebt. Und auch immer mehr Hochzeiten, wo es keine Trauzeugen gab und das auch nicht aufgefallen ist. Manchmal waren die Trauzeugen extrem sympathisch und hilfreich, standen im richtigen Moment hilfreich zur Seite. Sie waren kleine Felsen in aufkommender Brandung, haben sich um ein paar wesentliche Probleme freundlich und charmant gekümmert, die Fäden in der Hand gehalten, aber eben so locker, dass es einfach schön und beruhigend war, dass sie da waren. Oft habe ich aber auch gar nichts von den Trauzeugen bemerkt oder auch beobachtet, dass selbst dem Brautpaar nicht klar war, was sie mit den Trauzeugen eigentlich anfangen sollten. Es bedarf einfach auch in diesem Punkt einer guten und reflektierten Überlegung von allen Beteiligten. Ich berate Sie gerne.


Was denken Sie? Werden Sie Trauzeugen haben oder darauf verzichten? Ich freue mich darauf, bei Ihrer Hochzeitsplanung oder bei der Gestaltung Ihrer Freien Trauung mit Ihnen darüber zu sprechen.


Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine rechtliche Beratung. Informieren Sie sich bei Ihrem Standesamt oder in Ihrer Gemeinde über die aktuellen Regelungen in Ihrer Region oder Kirche.

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