Einleitung
Wenn wir Abschied nehmen von einem geliebten Menschen, stehen wir oft vor einer schwierigen Frage: Wie gestalten wir eine Trauerfeier, die wirklich tröstet und dem Verstorbenen gerecht wird? Dabei gibt es kein Richtig oder Falsch. Nur das, was sich für Sie und die anderen Trauernden gut anfühlt.
In meinen Jahren als Trauerredner und als Trauergast habe ich gelernt: Die schönsten und tröstlichsten Trauerfeiern sind oft die, die sich von Konventionen lösen und wirklich zum Verstorbenen und damit ja auch fast automatisch zu den Hinterbliebenen passen. Hier teile ich mit Ihnen 10 Tipps, die Ihnen helfen können, einen ganz persönlichen Abschied zu gestalten.
1. Erinnern Sie sich an Trauerfeiern, die Sie besucht haben
Bevor Sie planen, nehmen Sie sich einen Moment Zeit. Denken Sie zurück an Beerdigungen, die Sie selbst besucht haben. Was hat Ihnen gutgetan? Was hat Sie gestört? Vielleicht erinnern Sie sich an eine besonders berührende Musik, eine ungewöhnliche Location oder eine Rede, die Ihnen naheging. Oder Sie denken an Momente, die sich falsch anfühlten, zu steif, zu unpersönlich. Diese Erinnerungen können wertvolle Wegweiser sein.
2. Fragen Sie nicht "Darf man das?", sondern "Fühlt sich das gut an?"
Vergessen Sie für einen Moment alle Regeln und Konventionen. Die wichtigste Frage ist nicht, was "man" tut, sondern was sich für Sie und die anderen Trauernden richtig anfühlt. Möchten Sie die Trauerfeier im Wald halten? Den Sarg mit bunten Blumen schmücken? Gemeinsam das Lieblingslied des Verstorbenen singen? Tun Sie es! Die Trauerfeier ist für die Hinterbliebenen. Sie dürfen entscheiden, was gut tut.
3. Ein freier Trauerredner kann Ihnen helfen, neue Wege zu gehen
Ein guter freier Trauerredner versteht es, jenseits von starren Ritualen eine ganz persönliche Zeremonie zu gestalten. Er nimmt sich Zeit, die Geschichte des Verstorbenen wirklich kennenzulernen und eine Feier zu gestalten, die passt, ob mit ungewöhnlichen Ritualen, besonderer Musik oder an einem außergewöhnlichen Ort.
4. Erlauben Sie sich ungewöhnliche Ideen
Warum nicht
- Eine Trauerfeier am Seeufer halten, wenn der Verstorbene das Wasser liebte?
- Statt schwarzer Kleidung bunte Farben tragen, wenn es zum Charakter passt?
- Einen Baum pflanzen und die Asche gleichzeitig beisetzen?
- Eine gemeinsame Wanderung zum Grab machen?
- Den Lieblingskuchen des Verstorbenen backen und teilen?
Trauer muss nicht immer traditionell sein. Manchmal tut gerade das Unerwartete besonders gut.
5. Denken Sie über Ihren eigenen Abschied nach
Ein ungewöhnlicher, aber sehr tröstlicher Tipp: Nehmen Sie sich nach der Trauerfeier Zeit, um über Ihren eigenen Abschied nachzudenken. Was wünschen Sie sich? Schreiben Sie es auf. Vielleicht möchten Sie bestimmte Musik, besondere Worte oder einen unkonventionellen Ort.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Dieses Nachdenken über den eigenen Tod ist nicht makaber, sondern befreiend. Es hilft, den Tod als Teil des Lebens zu akzeptieren und gibt oft ein überraschend gutes Gefühl, das Gefühl, das eigene Leben bewusst zu gestalten bis zum Schluss.
6. Schaffen Sie Raum für alle Gefühle
Eine gute Trauerfeier lässt Platz für Tränen, aber auch für Lächeln, wenn schöne Erinnerungen geteilt werden. Erlauben Sie sich und anderen, alle Gefühle zu zeigen. Manchmal ist es genau das unperfekte, emotionale Moment, das am meisten tröstet.
7. Vergessen Sie die "richtige" Reihenfolge
Es gibt kein Drehbuch für Abschiede. Vielleicht möchten Sie erst gemeinsam essen, dann die Trauerfeier halten. Vielleicht soll die Musik im Mittelpunkt stehen oder das gemeinsame Betrachten von Fotos. Vertrauen Sie Ihrem Gefühl für den richtigen Ablauf.
8. Gestalten Sie aktiv mit
Trauerfeiern sind heute oft viel interaktiver als früher. Vielleicht möchten Sie
- Eine Wand mit Erinnerungsfotos gestalten
- Gäste ermutigen, kleine Briefe zu schreiben
- Gemeinsam Kerzen anzünden
- Einen Erinnerungsbaum gestalten, an den jeder etwas hängen kann.
9. Planen Sie auch die Zeit danach
Der Moment nach der Trauerfeier ist oft besonders schwer. Überlegen Sie, wie Sie diesen Übergang gestalten können. Vielleicht ein gemeinsamer Spaziergang? Ein Treffen an einem vertrauten Ort? Oder einfach die klare Ansage, dass jetzt jeder für sich sein darf?
10. Es gibt kein "zu spät" für Abschied
Wenn Sie nach der Trauerfeier das Gefühl haben, etwas fehlt noch: Es ist nie zu spät für einen zusätzlichen Abschiedsritus. Eine spätere Gedenkfeier, ein Brief an den Verstorbenen, ein Besuch an einem besonderen Ort. Erlauben Sie sich, auch später noch das zu tun, was gut tut.
Fazit
Eine wirklich tröstliche Trauerfeier entsteht nicht aus Regeln, sondern aus dem Mut, auf das eigene Gefühl zu hören. Sie dürfen Abschied nehmen, wie es sich für Sie richtig anfühlt, ob traditionell oder ganz unkonventionell.
Vielleicht ist der schönste Trost, den wir in der Trauer finden können, die Erkenntnis: Indem wir bewusst Abschied nehmen, ehren wir nicht nur den Verstorbenen, sondern lernen auch, das eigene Leben bewusster zu leben.
Was sind Ihre Erfahrungen mit ungewöhnlichen oder besonders berührenden Abschieden? Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören. Fragen Sie mich gerne als Freier Trauerredner oder Zermeonienmeister an.