Machen Sie Ihr Testament. Heute, nicht erst wenn es zu spät ist.

"Redet ihr noch miteinander oder habt ihr schon geerbt?"

Diesen Satz habe ich in meinem Leben schon oft gehört. Meistens mit einem schiefen Grinsen und einem Hauch Bitterkeit. Denn so traurig es ist: Die Erbfolge hat schon ganze Familien in Trümmer gelegt. Geschwister, die sich ein Leben lang alles geteilt haben, reden nach dem Tod der Eltern plötzlich kein Wort mehr miteinander. Aus Liebe wird Misstrauen, aus Erinnerungen wird Streit, aus "wir" wird "meins".


Ich bin freier Trauerredner und habe in den letzten Jahren unzählige Lebensgeschichten gehört - nicht nur beruflich, oft auch privat. Und eines kann ich Ihnen mit Gewissheit sagen: Es ist ein riesiger Unterschied, ob jemand vorgesorgt hat oder nicht.
Ein Testament ist keine düstere Prophezeiung. Es ist ein Akt der Fürsorge, der Klarheit schafft. Für Sie. Und für alle, die bleiben.


Was ich aus dem Leben und vom Tod gelernt habe

Als Moderator der Show Sarggeflüster spreche ich regelmäßig mit Menschen, die sich beruflich mit dem Lebensende befassen. Bestatterinnen und Bestatter, Vorsorgeberater, Thanatologen und manchmal auch sehr pragmatische alte Leute. Ich liebe diese Gespräche. Denn sie sind ehrlich und oft überraschend komisch.

Im Rahmen von Sarggeflüster habe ich auch viele Bücher zum Thema gelesen. Und ich muss zugeben: Das war auch für mich nicht leicht. Es hat mich emotional gepackt, mich traurig gemacht, alte Ängste berührt. Aber es hat mich auch gestärkt, mir Mut gemacht und mir vieles genommen, wovor ich vorher unbewusst zurückgeschreckt bin.
Wir werden alle sterben. Wenn wir Glück haben, im hohen Alter, kerngesund, fit und nach einem erfüllten Leben. Wenn wir Pech haben, wird es dramatisch, zu früh oder ein langer, schwerer Weg. Ein Testament hilft, ebenso wie die Planung der eigenen Beerdigung zu Lebzeiten, dabei, über den Tod hinaus zu planen. Und das ist, bei aller Tragik, ein beruhigendes Gefühl.


Schauen Sie ruhig mal eine Folge von Sarggeflüster oder mein Interview mit einem Bestatter an. Es ist erstaunlich, wie viel Trost, wie viel Weitblick und wie viel Leichtigkeit solche Gespräche haben können. Und kümmern Sie sich dann um die Vorsorge, wenn es Ihnen am wenigsten nötig erscheint. Genau dann tun Sie es aus der größten inneren Stärke heraus. Das hat etwas Tröstliches, Vorausschauendes, Beruhigendes.


Testament: Klingt schwer, ist aber leicht

Ich weiß, der Gedanke daran ist nicht gerade verlockend. Wer schreibt schon gern sein eigenes Ende auf Papier. Aber genau darum geht es nicht. Es geht nicht ums Sterben. Es geht ums Leben und darum, was Ihnen daran wichtig ist. Was möchten Sie weitergeben. Wem möchten Sie danken. Was soll bleiben.

Ein Testament kann handschriftlich sein. Ganz ohne Notar, solange bestimmte Formalien eingehalten werden. Und ja, es darf sogar liebevoll formuliert sein. Ich habe schon Anweisungen gelesen wie:
Meiner Enkelin Lea vermache ich das blaue Notizbuch im Küchenschrank, sie hat schon immer heimlich reingeschrieben.
Oder: Bitte spielt bei meiner Beerdigung Über sieben Brücken von Karat und wehe, einer lacht nicht über die Pointe am Ende der Rede.

Diese Zeilen sind keine Bürokratie. Sie sind Persönlichkeit. Sie sind Liebe.

Wenn Sie besonders klug sind, lassen Sie das Testament beim Notar offiziell beurkunden und beim Nachlassgericht hinterlegen. Das macht es Ihren Erben besonders leicht. Nach der Prüfung durch den Rechtspfleger bekommen sie den Erbschein direkt zugeschickt.
Was das kostet? Ich habe das mit meinem Vater in einem längeren Prozess der Besprechung und Überlegungen gemeinsam gemacht. Das können Sie übrigens auch mit Ihren Eltern tun. Damit mein Bruder im Fall der Fälle nach seinem Tod gut versorgt ist.
Die Kosten für Notar und Hinterlegung lagen bei uns bei rund 1000 Euro. Nicht viel Geld für ein gut geregeltes Erbe, nach dem die Geschwister weiter miteinander in Frieden leben können.


Die besten Gespräche führt man zu Lebzeiten

Als jemand, der regelmäßig mit Angehörigen spricht, kann ich Ihnen versichern: Die größten Missverständnisse entstehen nicht, weil Menschen böse sind. Sondern weil sie ratlos sind. Weil sie nichts wissen. Weil niemand gesprochen hat.

Also reden Sie. Heute. Nicht erst, wenn es zu spät ist.
Reden Sie mit Ihrer Familie, mit Ihren Freunden, mit einem Menschen Ihres Vertrauens. Und schreiben Sie auf, was Ihnen wichtig ist.

Glauben Sie mir: Die besten Gespräche über das Leben entstehen, wenn wir auch über das Ende sprechen. Und wie schön wäre es, wenn Ihr letzter Wille kein ungeliebter Zettel im Safe ist, sondern ein liebevoller Gruß an die, die bleiben.


Fazit: Ein Testament ist kein Drama. Es ist ein Geschenk.

Bestatter haben schon viele Tränen gesehen. Und viele davon hätten nicht sein müssen, wenn es einen klaren letzten Willen gegeben hätte. Ein Testament verhindert kein Leid. Aber es verhindert Chaos.

Und wenn Sie jetzt denken, dass das noch Zeit hat, lade ich Sie herzlich ein, mir bei Sarggeflüster zuzuhören. Oder kommen Sie zu einer meiner Shows.


Manchmal braucht es nämlich nur einen kleinen Anstoß, um zu begreifen, wie groß das Geschenk ist, das man mit einem Testament machen kann.

Ich wünsche Ihnen Mut zum Klartext und ein langes, erfülltes Leben mit dem beruhigenden Gefühl, dass auch danach alles in guten Händen ist.


Herzlich
Ihr Oliver W. Schulte
Trauerredner, Trauredner, Moderator, Mensch mit Lebenserfahrung und einem Faible für gute Gespräche über das, was wirklich zählt.

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