Darf ich Sie mal was fragen? Sind Sie nicht...?" So begegnen Sie Promis mit Stil

Die Glitzerwelt meiner Kindheit

Als Kind liebte ich die Hitparade. Es waren die 70er Jahre. Die Sänger und Gesangsduos waren einfach großartig. Cindy und Bert natürlich, aber vor allem die vielen eher unbekannten Künstler, von denen viele ja auch nur einen einzigen Hit hatten und dann wieder verschwanden wie Zaubertricks auf Kindergeburtstagen. Ich fand das Studio faszinierend, diese seltsame Stahlkonstruktion, die Glitzerjacken. Zugegeben, vor Dieter-Thomas Heck hatte ich immer ein kleines bisschen Angst. Ich dachte immer. Mit dem ist sicher nicht gut Kirschen essen. Allerdings habe ich das, was er gemacht hat, bewundert. Er hatte alles im Griff, konnte Zeit durch schnelles Reden schinden und die Titel sehr gut miteinander verbinden Es gab auch immer wieder kleine Überraschungen, coole Sprüche oder lustige Ansagen. Am besten aber waren die herrlich bekloppten Frisuren, die wild zusammengewürfelten Kostüme und diese überwiegend fröhlichen Schlager, bei denen selbst meine Oma mit dem Fuß wippte.


Mein erster Fan-Moment: "Yes Sir, I Can Boogie!"

So einen richtigen "Star" hatte ich allerdings nicht. Also jemanden, für den ich sehr geschwärmt hätte. Vielleicht war ich dafür noch zu jung oder schlicht zu eigenwillig. Unsere Plattensammlung zu Hause war überschaubar. Ein paar wunderbare Märchenschallplatten, auf denen damals noch tolle Sprecher die Geschichten wirklich zum Leben erweckten, eine einzige Weihnachtsschalplatte und eine Star-Parade der 60er Jahre mit Rex Gildo, Wencke Mhyre und Co. Viel mehr gab es nicht. Meine Klassenkameraden waren da viel besser ausgestattet.
Doch dann, ich weiß es noch wie heute, hörte ich das erste Mal „Yes Sir, I Can Boogie“ von Baccara auf einer Schulfeier. Dieser im Philly-Sound produzierte Popsong mit den lasziv hauchenden Stimmen zweier Frauen mit spanischem Akzent hat mich einfach absolut umgehauen. Endlich hatte ich eine Vision: Zu Weihnachten wünschte ich mir das Album von Baccara. Meine allererste Musikschallplatte. Und dann gleich mit zwei Frauen auf dem Cover. Eine in Schwarz, die andere in Weiß. Welch ein Statement! Meine Mutter überreichte mir das Geschenk mit Stirnrunzeln und hat mich genau beim Auspacken beobachtet. Ich weiß nicht, was sie gedacht hat. Vermutlich fand sie das seltsam, dass ein 12-Jähriger auf so merkwürdige Musik steht.


Die große Bravo-Frage: Was sage ich bloß?

Okay, irgendwie war ich jetzt Fan von "etwas". Aber was macht nun damit? Damals gab es in der Zeitrschrift Bravo die Kampagne: „Triff den Star deiner Träume!“ Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, mich zu bewerben. Aber dann diese nagende Frage: Was redet man bloß mit so einem Star? Was macht man überhaupt, wenn man plötzlich vor ihnen steht? Ich wusste es nicht. Und aus Angst, ich könnte beim Gespräch über Baccara ins Schwitzen kommen oder das mir einfach nichts einfällt und ich so unbeholfen dastehe, wie die Gewinnerinnen des Disco-Quiz mit Ilja RIchter, habe ich mich nicht beworben.


Von kreischenden Fans und Kinderstar-Träumen

Ich kannte natürlich die Szenen aus dem Fernsehen: Kreischende Mädchen bei Beatles-Konzerten, hysterische Fans bei jedem noch so kurzen Bühnenauftritt. Ich konnte das nie richtig begreifen. Wie schafft es ein Mensch, so viele andere Menschen in Ekstase zu versetzen, nur weil er ein bisschen singt oder tanzt? Gut, ich war mal heimlich verknallt in Robbie Bauer von den Teens und natürlich in Tim Thaler. Und diese ganzen "Kinderstars", die es damals noch gab. Wenn man so wäre wie die, wäre das mit der Baccara-Schallplatte vermutlich egal, vielleicht sogar cool?


Teenagerfragen ohne Antworten

Es waren alles Fragen, auf die ich keine Antworten fand. Fragen, die ich auch niemandem stellen konnte, ohne komisch angesehen zu werden. Teenager zu sein ist wirklich kein Kinderspiel. Aber die große Frage, wie man sich gegenüber Stars oder Prominenten verhalten soll, hat mich auch später noch oft beschäftigt. Dazu sollte es mal einen VHS Kurs geben, denke ich heute noch manchmal.


Die Wahrheit über Stars (und uns Fans)

Heute, mit etwas mehr Lebenserfahrung und einer gesunden Portion Selbstironie, weiß ich: Die meisten Reaktionen auf Promis sind pure Projektion. Eine Mischung aus Schwärmerei, Fantasie und der Hoffnung, dass der Glanz des Stars auch ein kleines bisschen auf uns selbst abstrahlt. Man kennt diese Menschen ja gar nicht wirklich. Was wir sehen, sind sorgfältig inszenierte Bilder, PR-Märchen und Bühnenmomente. Und wenn man sich mal vorstellt, wie es wäre, selbst berühmt zu sein und ständig von fremden Menschen angesprochen zu werden, die sich aufführen, als wären sie alte Freunde? Dann wird einem schnell klar: Das ist nicht nur anstrengend, das kann auch ziemlich schräg sein.


Mein ultimativer Tipp: Entspannt bleiben!

Darum mein heutiger, erprobter Tipp: Begegnen Sie Promis wie ganz normalen Menschen. Ein freundliches Lächeln wirkt Wunder. Wenn Sie wirklich etwas sagen möchten, dann ehrlich, herzlich, vielleicht mit einer kleinen Prise Humor. Aber bitte bleiben Sie dabei entspannt. Promis schätzen es, wenn man ihnen nicht wie ein aufgescheuchtes Huhn begegnet, sondern wie jemand, der versteht, dass auch sie nur Menschen sind. Menschen, die vielleicht auch mal allein im Supermarkt stehen und überlegen, ob sie lieber Spaghetti oder Penne kaufen sollen.


Es passiert nämlich oft dann, wenn man am wenigsten damit rechnet: Beim Bäcker, im Park oder nach einer Show steht plötzlich jemand vor Ihnen, dessen Gesicht Sie sonst nur von der Leinwand oder der Bühne kennen. Der erste Impuls? "Oh mein Gott, das ist doch…!" gefolgt von Schweissausbrüchen oder einem hilflosen "Äh…". Keine Sorge, das geht vielen so. Aber es geht auch anders: Mit einer Mischung aus Respekt, Charme und einer Prise Humor.


Finger weg vom "größter Fan"-Satz

Statt mit einem nervösen "Ich bin Ihr größter Fan!" zu beginnen (was soll ein Promi darauf schon antworten?), sagen Sie lieber konkret, was Ihnen gefallen hat.

  • Nach einer Show: "Ihr Lied heute Abend hat mich richtig bewegt, besonders wie Sie die letzte Strophe gesungen haben!"
  • Beim zufälligen Treffen: "Ich habe Ihre letzte Rolle im Kino geliebt, diese eine Szene hat mich total überrascht!"

So schaffen Sie einen Anknüpfungspunkt. Ein Promi, der Lust auf ein Gespräch hat, wird darauf eingehen. Wenn nicht, respektieren Sie das,so haben Sie trotzdem einen positiven Eindruck hinterlassen.


Selfie? Erst fragen! Und zwar richtig

Der Griff zum Handy sollte nicht die erste Reaktion sein. Warten Sie ab, ob sich ein kurzes Gespräch ergibt. Dann fragen Sie höflich:

"Wäre es in Ordnung, wenn wir schnell ein Foto machen? Ich würde mich sehr freuen!"

Falls der Promi ablehnt oder gestresst wirkt: Kein Problem. Ein freundliches "Verstehe ich vollkommen, schönen Tag noch!" ist die einzig richtige Reaktion.


Rudi Carrells genialer Trick, und warum Humor verbindet

Der beliebte Entertainer Rudi Carrell liebte seine Fans und wusste, dass er ihnen alles verdankt. Gleichzeitig hatte er eine besondere Art, manchmal mit Fans umzugehen. Fragte ihn jemand: "Sind Sie Herr Carrell?", gab er vor, jemand anderes zu sein.....und liess es einfach dabei. Die Fans waren verwirrt, amüsierten sich später aber über die Anekdote.

Das zeigt: Promis schätzen es, wenn Sie locker bleiben. Ein bisschen Leichtigkeit macht die Begegnung für beide Seiten angenehmer.


Und wenn’s doch etwas peinlich wird?

Keine Sorge. Auch Stars kennen ungeschickte Momente. Ich selbst wurde mal gefragt: "Sind Sie eigentlich berühmt?" Meine Antwort: "Nein, aber ich bin ein aufsteigender Stern!". Wir haben uns beide einen kurzen Moment still angeschaut und dann mussten wir beide lachen. Das Eis war gebrochen und wir kamen ins Gespräch.


Wenn ich Baccara doch mal treffe?

Und wer weiß: Vielleicht hätten sich die Damen von Baccara damals sogar gefreut, wenn ich sie einfach gefragt hätte, ob ich mal ihr Kleid anprobieren darf und ob mir das schwarze oder weiße besser steht. Oder ob sie manchmal auch nur müde sind vom vielen Boogie tanzen. Heute würde ich mich das trauen. Aber damals war ich eben noch dabei, herauszufinden, wie man eigentlich mit Stars umgeht. Und ganz ehrlich: Ich lerne immer noch dazu. Und ja: Baccara gibt es schon lange nicht mehr. Die haben sich sieben Jahre nach ihrem ersten Hit getrennt, weil die eine meinte, die andere würde ihr im Licht stehen. Also im übertragenen Sinne. Es gab dann zeitweise sogar mal zwei Baccara-Duos. Das Promi-Dasein scheint mir doch eine große Herausforderung zu sein...


Fazit:

Ein Promi ist kein Alien, sondern ein Mensch wie Sie und ich. Bleiben Sie einfach höflich und respektvoll. Ein ehrliches Kompliment, etwas Höflichkeit und eine Prise Humor machen die Begegnung für beide Seiten entspannt. Und auch wenn es schwerfällt: Lassen Sie Ihr Handy in der Tasche, bis Sie gefragt haben. Niemand wird gerne fotografiert, ohne Erlaubnis. Sie doch auch nicht, oder?


Ach ja, und noch etwas: Manchmal ist es besser, Sie bleiben bei Ihrer Illusion. Wenn Sie einen Blick hinter die Fassade werfen, könnten SIe vielleicht auch schwer enttäuscht werden. Dann ist der Zauber manchmal komplett dahin... 


Und falls Sie mich mal treffen sollten, zum Beispiel bei einer meiner vielen Einsätze als Moderator, wissen Sie ja jetzt Bescheid ;-) 

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